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Wehlen - Weinbau mit großer Tradition Zeittafel bis 1949
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Jahreszahl |
Historisches Ereignis |
867-874 |
Die Ortschaft Wehlen wird erstmals urkundlich erwähnt, wobei bereits Funde und Ausgrabungen Siedlungstätigkeiten in der Römerzeit (58 v. Chr.) vorgaben. Der Ort ist wahrscheinlich eine keltische Gründung, da der Ortsname keltischen Ursprungs zugewiesen werden kann. In den mittelalterlichen Urkunden heißt der Name: Wenelon, Welena, Walene, Wellena und Wellen. Der Nachweis über die 1100 jährige Tradition des Weinbaus in Wehlen basiert auf einer Bestimmung des Erzbischofs Bertulf von Trier vom 28.09.874, wobei in den Ortschaften Wehlen, Ürzig und Kröv der "Zehnte" an die dortigen Kirchen entrichtet werden mußte. Hiervon sollen lediglich die den Mönchen als Besoldung zugeteilten Weinberge von der Zehntentrichtung befreit sein. |
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 Dorfansicht von Wehlen um 1900, noch ohne Brückenbau mit Fährbetrieb
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1121 |
Erzbischof Bruno von Trier gibt seinem Meier zu Bernkastel die beiden Weingüter zu Graach, welche ihm Irmengardis (die Ehefrau Winiberts von Wehlen) zur Ablösung der Zinspflicht für sich und ihre Nachkommen geschenkt hat, als Dienstbesoldung. |
1251 |
Thielmann von Wellena schenkt durch die Hand des Himmeroder Abtes (das Kloster Himmerod war um diese Zeit in Wehlen begütert) dem Zisterzienserinnenkloster Machern sein Haus mit Garten, ferner mehrere Weinberge im "Garten" hinter dem Hause in der "neuen Anpflanzung", in der "Dudoniswiese" und an "Schelards Garten". |
1262 |
In einem Vergleich erhält das Kloster Machern den Busch und das Gemeindeland, welches Wehlen auf dem Berge "Veldeveys" hatte. Im Gegenzug erhält Wehlen den Busch und das Allod, welches das Kloster auf dem Berge Fahls besaß. Bürgen sind für Machern der Vogelsteller Sybolda von Wehlen, für Wehlen ist es Godefried am Ufer. |
1400 |
Eine Urkunde meldet, daß die Trierer Benediktinerabtei St. Maximin seit frühesten Zeiten Haus- und Weingüter in Wehlen besitzt. |
1414 |
Die Güter der Herren von Orley (Urley bei Uerzig) werden verpfändet. Der Hof zu Wehlen, den die Brüder Bernhard und Johann von Orley gemeinschaftlich besitzen, wird gegen 431 oberländische Rheinische Gulden der Stadt Wittlich zum Pfand übergeben. |
1503 |
Bernhard von Hasemulle, Herr zu Felsberg, wird vom Erzbischof Johann II. mit einem Fuder Wein aus der Bede (Abgabe) zu Wehlen belehnt. |
1569 |
Die Kirche der Hl. Agatha zu Wehlen wird als Filiale von Bernkastei aufgeführt. Der Weinzehnte kommt dem Stifte Pfalzel zugute, der Fruchtzehnte jeweils zu 2/3 dem Kloster Machern und zu 1/3 dem Rektor von Cues. |
1591 |
Der Rektor von Cues reklamiert einen Erbzins, der auf dem Pfarrhof von Wehlen lastet. |
1598 |
Nikolaus Deunsch von Wehlen wird Rektor des Cusanusstiftes in Cues (verstorben 1618, Grabmal in der Hospitalskapelle in Cues). |
1609 |
Die Kirche von Wehlen, nun dem Cueser Hospital eingegliedert, droht einzustürzen. |
1614-15 |
Die schönen Fachwerkhäuser im Unterdorf werden errichtet. |
1621 |
Am 3. Juli findet Barbara aus Wehlen in Eberhardsklausen wunderbare Hilfe für ihr Kind. |
1627 |
Das Dorf Inkart wurde nach Archivunterlagen als Ortsteil von Wehlen ausgewiesen. Inkart wird durch eine große Pest-Welle des Dreißigjährigen Krieges schwer getroffen. Lediglich 14 Personen überleben und werden in Wehlen ansässig. Das verlassene Dorf Inkart zerfällt im Laufe der Folgejahre. |
1638 |
Die Weinernte dieses Jahres ist sehr reichlich mit überaus guter Qualität. |
1639-42 |
Philipp Deunsch von Wehlen ist Rektor im Hospital Cues (verstorben im Jahr 1644) |
1644 |
Der Bürger Stephany aus Wehlen erbaut am Marktplatz zu Bernkastel ein feines Patrizierhaus und bringt sein Familienwappen über der Haustüre an. |
1661 |
Das Inkarter Kapellchen wird durch Emrich Caspari, Bürger zu Wehlen, errichtet. Die Inschrift lautet: "1661 IST DIESE CAPELL AUFGERIECHT DURCH EMRICH CASPARI BURGER ALHIE ZU WELLEN" |
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 Inkart-Kapelle zum Gedenken an die Opfer der Pest im Jahre 1627
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1669-70 |
Nach schriftlichen Überlieferungen der Sebastianus-Bruderschaft wird der erste Kirchenbau wegen Baufälligkeit bis auf das Fundament abgetragen. Innerhalb nur eines Jahres erfolgte der Neubau der 2. Pfarrkirche (heutige "Alte Kirche") auf den ursprünglichen Fundamenten. Das rundbogene Portal des Turmes trägt die Jahreszahl 1669 und im Schlussstein eine Kartusche mit dem kurfürstlichen Wappen. Dem Rektor von Cues obliegt für den Bezug von 4 Ohm Wein der Sonn- und Festtagsgottesdienst. |
1676-1711 |
Johann Hugo von Orsbeck, dessen Wappen am kurfürstlichen Hofhaus zu sehen ist, regiert den Kurstaat Trier. |
1685 |
Am 11. März friert die Mosel während einer Nacht zu, trotzdem blühen schon am 24. Mai die Weinreben. Ein Rückschlag zeigte sich am 25. Juni mit dem ersten Frost. Ein schlechter Weinherbst ist die Folge. |
1700 |
Ein neues Jahrhundert beginnt mit der Hälfte einer normalen Weinernte. Die Qualität ist jedoch gut. |
1731 |
Die Abtei Tholey kauft von einem Kölner Kammerrat ein Weingut in Wehlen. Die Hälfte des Weinbesitzes ist um diese Zeit in den Händen der Herren Forensen, der Fremden. |
1733-35 |
Auf der deutschen Feldzugskarte (polnischer Thronfolgekrieg) des Generals Feldzeugmeister Graf von Seckendorf ist Inkart (Kapelle) als "St. Jacob" bezeichnet. |
1767 |
Am 24. Juli ereignet sich eine kuriose Geschichte, die noch lange Zeit erzählt wurde: "Die Schwester des Friedensrichters Meesen aus Mayen weilte in Wehlen zu Besuch und saß an diesem warmen Sommertag strickend am Fenster. Die schöne Strickerin merkte nicht, daß ein furchtbares Gewitter am Horizont aufgestiegen war. Da weckte sie ein Donnerschlag aus ihren Träumen, ein Blitzschlag fiel ihr ins Halstuch, schmelzte das Metall an den Schnürriemen, seinen Weg fortsetzend sogar die silbernen Schuhschnallen, um sich sodann spurlos unter dem Stuhl zu verlieren. Weiteres Übel hatte der galante Blitz nicht angerichtet, doch mußte sich die Schöne zeitlebens vielerlei Witze um des verliebten Blitzes willen gefallen lassen". |
1776 |
Das bedeutende Weingut der Grafen von Sponheim wird vom Herzog von Zweibrücken seinem Minister und Oberamtmann zu Trarbach, dem Freiherrn von Esebeck, geschenkt. |
1786 |
Wehlen zählt mittlerweile 136 Bürger und 127 Wohnungen. |
1803-05 |
Die französische Regierung läßt die Güter der Klöster versteigern. |
1803 |
Wehlen wird wieder selbständige Pfarrei. Am 25. Juni wird das Kloster Machern für 30600 Francs = 8160 Taler an den Kommerzienrat Ellinckhuysen versteigert. |
1805 |
Am 2. August wird das Weingut der Abtei St. Maximin für 14 200 Francs versteigert. Das dem Stifte Pfalzel gehörige Kelterhaus nebst Garten und Bering erzielte 3600 Francs und das kurfürstliche Hofhaus mit zwei Keltern und Ländereien wurde für 3600 Francs = 960 Taler verkauft. |
1807 |
Der Wehlener Bürger Jodocus Prüm (geboren am 22.09.1807 in Wehlen - gestorben am 27.03.1876 in Klausen) widmete sein Vermögen vor allem sozialen und kulturellen Zwecken in der Region. Im Jahr 2007 wurde anlässlich seines 200. Geburtstages die Jodocus-Prüm-Stiftung gegründet. |
1811 |
Das Jahr ergibt eine reichliche und qualitativ sehr gute Weinernte. |
1813 |
Eine sehr kleine und schlechte Weinernte zeigt sich in diesem Jahr. |
1818 |
Wehlen zählt nun 137 Feuerstellen und 803 katholische Einwohner. |
1834 |
Vorzügliche Weinqualitäten und eine zugleich reichliche Ernte beschert dieser Jahrgang den ansässigen Winzern. |
1840 |
Wehlen hat 862 Morgen Holzungen, 895 Morgen Schiffel- und Wildland sowie 8 Morgen Wiesen. Es wird nun auch roter Wein zu Wehlen angebaut. |
1857 |
Das Dorf Wehlen zählt 954 Einwohner in 127 Wohnungen. |
1862 |
Bereits im Jahre 1842 erwies sich der 2. Kirchenbau mit dem stetig wachsenden Dorf als zu klein. Die Grundsteinlegung zur 3. Kirche, der heutigen Kirche an der Hauptstraße, wird vorgenommen. Die Planung und Oberleitung erhält Baumeister Statz aus Köln. Mit der Bauausführung wird der Kirchenbaumeister Kern aus Wehlen beauftragt. |
1867 |
Nach einer Bauzeit von 4 Jahren ist der neue Kirchenbau bezugsfertig. Die "Alte Kirche" wird verlassen und an die Zivilgemeinde abgetreten. |
1870 |
Am 15.05. erfolgt die Weihe der heutigen Pfarrkirche St. Agatha aus heimischen Schieferbruchstein in frühgotischem Stil. Die Baukosten belaufen sich auf 40.000 Taler. |
1870-76 |
Die nun "Alte Kirche" wird durch den Wehlener Bürger Jodocus Prüm zu Armenwohnungen umgebaut. |
1870-71 |
Trauer in Wehlen: Johann Peter Friedrich und Philipp Heimes fallen im Kriege. |
1877 |
Missernte in Wehlen: am 20. September ist alles erfroren. |
1886 |
Die Weinernte ist ziemlich gut und ertragsreich. Zum ersten Male macht sich die Pilzerkrankung Peronospora an den Weinreben bemerkbar. |
1887 |
Die Pfarrei Wehlen ist nun auf 1147 Menschen angewachsen. |
1902-05 |
Bau der Moseltalbahn Trier-Bullay in 5 Teilabschnitten mit einer Gesamtstrecke von 103 km und einem Kostenaufwand von 20 Millionen Mark (inkl. Grunderwerb). Am 19.08.1905 erfolgt die Betriebsaufnahme der Strecke Bernkastel nach Bullay. |
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 Eine Lok 151 von Henschel, Kassel (Baujahr 1927) am Wehlener Bahnhof 1962
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1913 |
Beginn des ersten Brückenbaues ("Kaiser-Wilhelm-Brücke"). Der Bau dieser Betonbrücke mit 2 Fluß- und 2 Landöffnungen wird von der Firma Karl Brand, Düsseldorf mit einer Bausumme von 250.000 Mark ausgeführt. Die Verkehrsübergabe erfolgt am 22.09.1915. |
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 Blick auf Wehlen mit seiner ersten Moselbrücke im Jahr 1915
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1914-18 |
Aus Wehlen müssen 51 Männer und Söhne ihr Leben im 1. Weltkrieg opfern. Durch Abwurf feindlicher Fliegerbomben werden 3 Ortsbewohner (2 Frauen und 1 Mann) getötet. |
1920 |
Am 15. Januar zerstört das größte Hochwasser seit 1784 die Brücke (Gründungsfehler). In den Jahren 1923-24 werden erst die Brückentrümmer geräumt. |
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 Der erste Brückenbau von Wehlen ist vom Hochwasser zerstört, 1920
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1925-26 |
Die 2. Brücke wird gebaut (Eisenüberbau-Konstruktion). Die neue Brücke ist so konstruiert, dass ein Flußpfeiler nicht mehr notwendig ist. Am 24.11.1926 erfolgt die Einweihung der 2. Wehlener Brücke. |
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 Ansicht auf Wehlen mit der neuen zweiten Brücke
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 Blick vom Kirchturm auf Wehlen 1931 mit dem 2. Brückenbau
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1939-45 |
Im 2. Weltkrieg müssen 71 Männer und Söhne ihr Leben opfern sowie 27 Vermisste werden beklagt. |
1945 |
Am 24. Februar Bombenangriff auf Wehlen: 16 Personen werden getötet, 35 Häuser werden total zerstört und 194 mehr oder weniger schwer beschädigt, darunter auch das Gemeindehaus und die Alte Kirche. Am 12. März wird die 2. Brücke bei den Rückzugskämpfen durch die deutschen Truppen gesprengt. |
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 Auch die zweite Brücke verband nur wenige Jahre die Ortschaft mit ihren Rebhängen der "Wehlener Sonnenuhr"
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1945 |
Im Herbst nach Kriegsende beklagte man nach Trauer und Zerstörung der Kriegsjahre, ebenso im Weinbau eine totale Missernte. |
1945-47 |
Räumung der Brückentrümmer des 2. Brückenbaus. |
1946-51 |
Wiederaufbau der Alten Kirche u.a. mit Hilfe öffentlicher Mittel der USA/McCloy-Fonds |
1947-49 |
Bau der 3. Brücke zu Wehlen (einzige Hängebrücke über die Mosel) durch die Firmen Stahlbau, Rheinhausen und Gebr. Keller, Bernkastel-Kues. Zur Finanzierung wurden die Winzer mit 1 DM je m² Weinbaufläche belastet. |
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 Bau der heutigen Hängebrücke
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 Zerstörung und Neuaufbau: der dritte Brückenneubau vor der zerstörten Dorfkulisse nach dem Zweiten Weltkrieg.
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1949 |
Am 19. März findet das Richtfest der neuen 3. Brücke (Fertigstellung der Stahlkonstruktion) statt. Vom 17.-19.9. erfolgt schließlich die feierliche Brückenweihe und Verkehrsübergabe. In Wehlen werden gezählt: 1491 Einwohner, davon 631 männliche und 860 weibliche in 385 Haushalten, 965 Einwohner sind wahlberechtigt. Gesamtfläche der Gemarkung Wehlen nach der Bodenbenutzungserhebung: 879 ha, davon 110 ha Weinberge, 112 ha Ackerland, 191 ha Wiesen, 304 ha Wald sowie 164 ha an Gebäude- und Hofflächen, Oedland, Wege und Gewässer. |
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Aufstellung der historischen Daten nach Peter Kremer, Festschrift zur Brückenweihe 1949 Ergänzungen und historische Bildquelle aus "Wehlen/Mosel - Blick in die Vergangenheit" 1989 von Hans-Ulrich Praus Zusammenstellung und Aufbereitung von Achim Geller
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